Nähen mit echten Patchworkstoffen: 9 Gründe, die dafür sprechen

Patchworkstoffe AGF Earthen

Patchworkstoffe sind für uns das wichtigste Material für unser kreatives Tun. Wer einmal vom Patchworkvirus befallen wurde, ist meistens das ganze Leben lang infiziert – zu schön ist das Schwelgen in Formen und Farben, das kreative Gestalten und die Handarbeit, die zu einem schönen Quilt führt. Stoffmuster in vielen schönen Designs und Farben und eine scheinbar endlose Anzahl an Patchworkblöcken und Nähtechniken eröffnen uns 1001 Möglichkeiten. Geht es euch auch so? Wenn man ein Projekt noch nicht ganz abgeschlossen hat, rumort es bereits wieder im Kopf und wir steigen gedanklich in den nächsten kreativen Prozess ein.

Gut zu wissen! Daten und Fakten rund um Patchworkstoffe

  1. Patchworkstoffe bestehen (bis auf wenige Ausnahmen) aus 100 % Baumwolle
  2. Patchworkstoffe werden aus besonders feinen, langstapeligen Baumwollfasern gefertigt
  3. Patchworkstoffe werden in Leinwandbindung gewebt
  4. Patchworkstoffe werden sehr dicht gewebt, damit sie während der Verarbeitung nicht ausfransen. Die Dichte wird durch einen besonders hohen Anteil an Kett- und Schussfäden erreicht.
  5. Patchworkstoffe sind je nach Hersteller 42 – 44 Inch/107 – 110 cm breit (Ausnahme: spezielle Rückseitenstoffe, die 108 Inch/274 cm breit liegen)
  6. Patchworkstoffe werden als Meterware und Precuts (vorgeschnittene Stoffpakete in unterschiedlichen Ausführungen) angeboten. Hier findest du meinen Beitrag zum Thema Precuts
  7. Patchworkstoffe werden als Stoffkollektionen entworfen. Muster und Farben harmonieren thematisch und farblich miteinander. Die großen Hersteller arbeiten mit bekannten Textildesigner*innen zusammen, die die Stoffe entwerfen
  8. Patchworkstoffe werden hochwertig gefärbt bzw. bedruckt, um Farbechtheit mit besonders leuchtenden Farben zu erreichen, die später so gut wie nicht ausbluten
  9. Patchworkstoffe werden meistens im Herstellungsprozess vorgewaschen, um ein späteres Krumpfen/Einlaufen zu verhindern und eine bessere Farbaufnahme beim Färbeprozess zu erreichen

Wissenswertes über Baumwolle

Baumwolle ist eine Naturfaser und wird bereits seit über 7000 Jahren kultiviert. Baumwollpflanzen wachsen nur in den Tropen und Subtropen, weil sie mindestens 200 Sonnentage im Jahr benötigen. Von annähernd 50 Sorten können aber nur wenige in der Textilindustrie genutzt werden.

Hier seht ihr die erntereife Baumwolle:

Nähen mit echten Patchworkstoffen: 9 Gründe, die dafür sprechen
Foto (über Agentur Graugans): BCFC_Adobe Stock

Hier seht ihr die unterschiedlichen Wachstumsphasen:

Nähen mit echten Patchworkstoffen: 9 Gründe, die dafür sprechen
Foto: Begonia, Wikipedia

Die auf dem rechten Foto abgebildete Blüte hat mich richtig erstaunt, denn ich kannte bisher nur die “weiße Watte”. Man sieht hier sehr gut, dass die Baumwollpflanzen zu den Malvengewächsen gehört.

Ernte und Vorbereitung der Baumwolle

In diesem Video wird sehr anschaulich gezeigt, welche Prozesse Baumwolle durchlaufen muss, bevor diese überhaupt zu Meterware verarbeitet werden kann:

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Youtube-Video “How Cotton is Processed in Factories | How It’s Made” vom Science Channel

Design und Bedrucken von Patchworkstoffen

Robert Kaufman Fabrics als einer der weltweit größten Hersteller von Patchworkstoffen zeigt in diesem Video, wie Kollektionen gestaltet werden und Baumwolle bedruckt wird, um einen hohen Standard zu erreichen:

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Mehr Informationen
Youtube-Video von Robert Kaufman

Vorteile der Baumwolle

Baumwollfasern sind im Vergleich zu anderen Fasern recht lang, die Länge von Fasern wird als Stapel bezeichnet. Je langstapeliger und gleichmäßiger eine Faser ist, desto besser lässt sie sich verspinnen. Dies ermöglicht in der Fertigung die Produktion von ebenmäßiger, glatter und feiner Meterware – perfekt geeignet für Patchwork! Baumwolle weist vor allem folgende Vorteile auf:

  • Saugfähig: Baumwolle kann bis zu 65 % seines Eigengewichts an Wasser aufnehmen
  • Leicht: durch die Langstapeligkeit können Baumwollfasern zu – in Relation zu ihrem Eigengewicht – zarten Stoffen gewebt werden
  • Widerstandsfähig: Baumwolle hat eine hohe sogenannte Nassfestigkeit und ist dadurch im nassen Zustand sogar widerstandsfähiger als im trockenen Zustand
  • Nachwachsender Rohstoff: die weltweite Baumwollproduktion steht aufgrund teilweiser schlechter Arbeitsbedingungen und einem hohen Einsatz von Grundwasser zu Recht in der Kritik, aber als nachwachsender und natürlicher Rohstoff lässt sich Baumwolle viel besser durch Recyclingprozesse wiederverwerten als z. B. Polyamid, eine erdölbasierte Kunstfaser
  • Pflegeleicht: Baumwolle kann sehr oft und relativ heiß gewachsen werden, ohne seine Form und Struktur zu verlieren
  • Feuchtigkeits- und temperaturregulierend: selbst bei einer Wasseraufnahme von ca. 20 % des Eigengewichts fühlt sich Baumwolle noch trocken an
  • kaum elektrostatische Aufladung

Patchworkstoffe – warum also aus Baumwolle?

Ich möchte an dieser Stelle die oben genannten, allgemeine Vorteile von Baumwolle direkt auf Patchworkstoffe beziehen:

  • die extrem hohe Saugfähigkeit wirkt sich unmittelbar auf den Färbeprozess aus und ermöglicht die Färbung im Reaktivverfahren, bei der sich die Farbe optimal mit der Faser über eine chemische Reaktion verbindet. Durch die stabile Bindung vom Farbstoff an die Stofffaser kann überschüssiger Farbstoff während des Herstellungsprozesses entfernt werden, ohne dass ein weiteres dauerndes Ausbluten erfolgt. Danke an Dr. Brigitte Muntermann, die mir als Chemikerin und Patchworkverrückte diesen Prozess verständlich gemacht hat 😉
  • Patchworkstoffe sollten relativ leicht und fein sein, damit unsere Patchworkarbeiten später nicht zu Schwergewichten werden – Baumwolle ermöglicht durch die langen Fasern genau die Herstellung der Stoffe, die wir brauchen
  • in Quilts stecken viele Stunden kreativen Tuns, weshalb die Stoffe möglichst wenig ausbluten und krumpfen sollten und Baumwolle gewährleistet durch seine recht unempfindliche Struktur eine lange Lebensdauer, sogar über mehrere Generationen und Jahrzehnte hinweg

Namhafte Hersteller von Patchworkstoffen

Weltweit haben sich Hersteller auf die Produktion von Patchworkstoffen spezialisiert und mitgeholfen, das schönste Hobby der Welt auf einen hohen Level zu heben. Durch das Gestalten von Stoffkollektionen werden Patchworkstoffe geadelt, denn diesem Designprozess geht eine monatelange künstlerische und kreative Auseinandersetzung voraus. Die unterschiedlichen Stoffmuster einer Kollektion harmonieren dabei immer miteinander, heben sich aber auch gegenseitig hervor. Nur wer ein hohes Maß an Verständnis für die unterschiedlichen Farbkontraste mitbringt, kann also eine gesamte Kollektion entwerfen! In der Quiltgestaltung nehmen Patchworkstoffe neben dem Arbeitsprozess und dem Patchworkmuster einen großen Teil des Designs ein – Grund genug, ausschließlich hochwertiges Material zu verarbeiten.

Nähen mit echten Patchworkstoffen: 9 Gründe, die dafür sprechen
Meterware aus der Kollektion “XX Twenty” von Katarina Roccella für Art Gallery Fabrics
Nähen mit echten Patchworkstoffen: 9 Gründe, die dafür sprechen
Designerin und kreatives Multitalent Katarina Roccella in ihrem Studio beim Entwerfen einer neuen Stoffkollektion

Als Inhaberin vom Laridae Quiltingshop suche ich am liebsten Stoffe von Herstellern aus, die hauptsächlich Patchworkstoffe produzieren, denn dann habe ich einfach das gute Gefühl, dass ich euch Stoffe anbiete, die perfekt für uns geeignet sind. Wir haben zur Zeit Anthology, Art Gallery Fabrics, Chlothworks, Free Spirit, Makower, Moda, Riley Blake, Robert Kaufman und Wilmington Prints im Shop.