Die Patchworkgilde und die Ausbildung zur Kursleiterin

Patchwork Gilde Kurs

Einleitung

Seit dem 1. Januar 2020 bin ich Mitglied der Patchwork Gilde Deutschland e. V., also knapp ein Jahr und vier Monate, eine relativ kurze Zeit, wenn man weiß, wie lange andere dort schon Mitglied sind (die Gilde wurde am 02.11.1985 gegründet). Als ich Patchwork und Quilting vor Jahren für mich entdeckt habe, war ich sofort Feuer und Flamme und habe mich kopfüber in diese Welt gestürzt. Ich konnte gar nicht genug Videos über bestimmte Techniken anschauen, nicht genug Blog-Beiträge über schöne Anleitungen lesen, mir nicht genug Inspirationsbilder im Internet ansehen. Was mir aber fehlte, war der Kontakt zu Gleichgesinnten. Sicherlich knüpft man über die bekannten Social Media-Kanäle schnell Kontakte, trotzdem wollte ich ein wenig mehr, unter anderem ein Kursangebot. Ich wohne in Schleswig-Holstein auf dem Land in einem Dorf mit 430 Einwohnern, weit und breit waren keine Patchworkkurse in Sicht. Auch im 60 km entfernten Hamburg wurde ich nicht recht fündig. Aber wenn man im Internet recherchiert, findet man sofort die Patchwork Gilde Deutschland mit der Geschäftsstelle in Dortmund. Und mit dem Eintritt in die Gilde habe ich auch gleich die ersten Kurse gebucht.

Vielfältiges Angebot rund um Patchwork und Quilting

Die Patchwork Gilde hält ein umfangreiches Angebot für ihre Mitglieder bereit, dazu zählen:

Auf Tuchfühlung mit der Gilde

Kurz nachdem ich die Beitrittserklärung abgeschickt hatte, gab es eine sehr nette Rückmeldung und ein wunderbares Begrüßungspaket mit der aktuellen Mitgliederzeitschrift, dem Wörterbuch und dem Mitglieds-Pin. Und natürlich – ganz wichtig – bekam ich die Zugangsdaten für die Website. Zwar sind viele Informationen auch ohne zugänglich, aber es ist viel umfänglicher, wenn man sich einloggen kann.

Die Grundkurse

Auf Anhieb habe ich mich entschieden, die Grundkurse zu absolvieren. Zwar hatte ich schon einige Jahre gequiltet, aber an einem Kurs bis dahin noch nie teilgenommen. Im Modul 1 beschäftigt man sich mit den handwerklichen Grundtechniken im Patchwork und Quilting, im Modul 2 geht es um traditionelle Gestaltungsmöglichkeiten, das Modul 3 ist modernen Quilts und ihren Techniken gewidmet und in Modul 4 geht es um Farben und Farbkontraste. Da die Module nicht direkt aufeinander aufbauen, kann man sie in einer andere Reihenfolge absolvieren.

02/2020: Modul 3G “Modern”

Ende Februar 2020 habe ich in Dortmund am Modul “Modern” bei Gabriele Schultz-Herzberger teilgenommen – damals hatte ich schon die Folgekurse gebucht, Corona war schon ein Begriff, aber dass dann alles anders werden würde, wussten wir noch nicht. In diesem Kurs habe ich total nette Frauen kennengelernt, mit denen ich auch heute noch nahezu täglich Kontakt habe und über Zoom zusammen nähe. Moderne Quilts bilden eine eigene Richtung und unterscheiden sich von traditionellen Quilts in wichtigen gestalterischen Punkten. Einige Designerinnen habe ich hier bereits vorgestellt. Und dies ist mein Hausaufgabenquilt, den ich aus den im Kurs entstandenen Blöcken gefertigt habe:

Fragmenta-Quilt Vorderseite, Claudia Itzwerth
02/2020 “Fragemnta” Vorderseite
Fragmenta-Quilt Rückseite, Claudia Itzwerth
02/2020 “Fragmenta” Rückseite

08/2020: Modul 1G “Grundlagen”

Mein nächster Kurs fand dann Anfang August 2020 per Zoom bei Bea Galler statt. Einerseits war es ganz angenehm, zuhause mit der eigenen Maschine nähen zu können, andererseits fehlte schon der direkte Austausch mit den anderen Kursteilnehmerinnen. Unsere Kursleiterin ist aber sehr medienerfahren und konnte die Inhalte auch virtuell sehr gut rüberbringen.

Die Patchworkgilde und die Ausbildung zur Kursleiterin
08/2020 | Arbeitsproben aus dem Grundlagenkurs
Die Patchworkgilde und die Ausbildung zur Kursleiterin
Grundlagenkurs per Zoom mit unglaublich netten Teilnehmerinnen

02/2021: Modul 4G “Farbe”

Den dritten Kurs habe ich dann Ende Februar 2021 bei der Dozentin und Jurorin Gesche Leinweber absolviert. Als Designerin hatte ich das Thema zwar ausführlich im Studium, aber auf Patchwork bezogen war es dann einfach auch nochmal was anderes und hat mir wichtige Impulse für meine weitere Arbeit gegeben und den Anreiz geschaffen, mich in diesem Bereich weiter zu entwickeln. Mein Quilt behandelt den Farbe-an-sich-Kontrast:

Die Patchworkgilde und die Ausbildung zur Kursleiterin
02/2021 “Contrasting Stripes” Vorderseite
Die Patchworkgilde und die Ausbildung zur Kursleiterin
02/2021 “Contrasting Stripes” Rückseite

09/2021: Modul 2G “Traditionell

Dieses Modul gehört zu den Grundkursen – aufgrund der blöden Pandemie wurde es aber verschoben. Die Gilde hat mich trotzdem zur Kursleiterinnenausbildung zugelassen, weil ich das Modul schon gebucht hatte. Kleines Easter Egg: wegen dieses Kurses habe ich eigentlich mit der Ausbildung begonnen, denn hier gestaltet man eigene Blöcke und setzt sie in die Fläche – das ist für mich die Königsklasse! Und ausgerechnet dieses Modul war das letzte, dass ich absolvieren könnte 🙂 Dozentin Annette Tatchen hat mir an diesem Wochenende eine neue Tür des kreativen Tuns eröffnet, hier seht ihr meinen Hausaufgabenquilt, den dann gleich im darauffolgenden Monat fertig gestellt habe:

Claudia Itzwerth Yes I Used Yellow-Quilt
10/2021 “Yes I used Yellow” Vorderseite
Claudia Itzwerth Yes I Used Yellow-Quilt Rückseite
10/2021 “Yes I used Yellow” Rückseite

Die Kursleiterinnenausbildung

Ich war mir lange Zeit nicht sicher, ob ich die Ausbildung zur Kursleiterin machen wollte, habe mich aber dann doch recht spontan dazu entschlossen – nun habe ich die Grundmodule absolviert und möchte ein großes Ganzes daraus machen. Wenn man diese Ausbildung absolvieren möchte, muss man Hausaufgaben-Quilts aus den Grundmodulen fertigen. Diese Arbeiten sind ein schöner Abschluss der jeweiligen Kurse und werden dann später auch bewertet und öffentlich auf den jedes Jahr stattfindenden Patchworktagen ausgestellt. Nicht verpassen: Die nächsten Patchworktage finden vom 27. – 29.05.2022 in Meiningen statt!

04/2021: Der Bewerbungsquilt

Für die Kursleiterinnenausbildung muss man sich offiziell bewerben und dafür einen Bewerbungsquilt einreichen, bei dem man bestimmte Aufgabenstellungen bewältigen muss. Man erhält dafür eine Auswahl von 30 Blöcken, aus denen man mindestens neun fertigt und zu einem Quilt in einer festgelegten Größe verarbeitet. Ebenso sind ein zweigeteilter Tunnel und ein Label vorgeschrieben. Nach der Begutachtung durch acht Donzentinnen bekommt man eine dezidierte Bewertung. Bei meiner Bewertung gab es jedoch eine Enthaltung aus persönlichen Gründen, die mir nicht bekannt sind. Die Enthaltung hat aber nichts mit der Ausarbeitung des Quilts zu tun. Da ich mich nur eineinhalb Wochen vor Ende der Bewerbungsfrist für die Ausbildung entschieden habe, musste ich mich auf die geforderten neun Blöcke reduzieren. Hier ist mein Quilt, mit dem ich zur Ausbildung zugelassen wurde:

Die Patchworkgilde und die Ausbildung zur Kursleiterin
04/2021 “All about the Vibes” Vorderseite
Die Patchworkgilde und die Ausbildung zur Kursleiterin
04/2021 “All about the Vibes” Rückseite

06/2021: Modul 1K “Didaktik und Recht”

An diesem Modul, unterrichtet per Zoom von Silke von Hoffmann, habe ich vom 18. – 20.06.2021 teilgenommen. Hierbei handelt es um theoretisches Wissen rund um die Kursplanung und -beschreibung, das Erstellen von Materiallisten und Arbeitsblättern, die Werbung und Ausstellungsvorbereitung. Ich persönlich halte diesen Kurs für sehr wichtig – wer von euch jemals eine Schulung bei jemandem hatte, der schlecht vorbereitet war oder absolut nicht vermitteln kann, versteht das! “Recht” wurde durch den Notar und Rechtsanwalt Dr. Wolfgang Heinz vermittelt und beschäftigt sich mit Copyright, die Verwendung von Fotos und Texten und vielem mehr.

09/2021: Modul 2K “Kommunikation”

Dieses Modul wird ebenfalls von Silke von Hoffmann abgehalten und findet vom 17. – 19.09.2021 in Dortmund statt. Ich werde berichten.

06 – 10/2021: Vorbereitung der Lehrprobe

Zur Zeit bereite ich meine Lehrprobe zum Thema “Hawaiianische Applikation” vor. Man erhält mit der Zusage, dass man zur Ausbildung zugelassen wird, ein Thema, dass man dann einige Monate später in einem eineinhalbstündigen Kurs lehrt. Die anderen Kursteilnehmerinnen agieren dabei als Probandinnen. Bewertet wird hier, wir gut man Inhalte vermitteln kann, denn eine wertschätzende Didaktik, die ein Thema gewinnbringend vermittelt, ist für eine Kursleiterin natürlich sehr wichtig. Für diese Lehrprobe erarbeitet man ein Konzept, erstellt Kursunterlagen inklusive Materialliste und fertigt Beispiele an. Bei der Lehrprobe steht nicht im Vordergrund, wie technisch versiert man selbst das Thema beherrscht.

Hawaiian Appliqué Pillow Claudia Itzwerth
Juni – August 2021 | Hawaiianische Applikation
Kissen 50 x 50 cm | Claudia Itzwerth

Es gibt immer ein erstes Mal – oder zwei erste Male! Hier müsst ihr Nachsicht üben, denn ich habe das erste Mal eine Applikation in der Needle Turn-Technik gemacht und auch das erste Mal per Hand gequiltet.

Needle Turn-Applikation lässt sich wunderbar mit Batikstoffen arbeiten, denn diese fransen nicht so stark aus. Ich habe die Mitte zuerst gequiltet und konnte später sehen, dass es schon nach außen hin besser wurde, d. h. die Stiche regelmäßiger und kleiner.

Ich habe mir mal in einem Youtube-Video eine Erklärung des Handquiltens angeschaut. Das dauerte nur wenige Minuten und endete mit dem Satz:”And now practice 20 years!” Und das sagt einfach alles 🙂

11/2021: Modul 3K “Lehrprobe”

Mitte November war es endlich soweit, auf geht’s zur nach Dortmund in die Geschäftsstelle der Gilde zur Lehrprobe, dem Gipfel der Ausbildung. Supernett, nun endlich mal die anderen Teilnehmerinnen in Natura zu sehen! Ich hatte sehr viel Glück, denn die liebe Katja hat mit mir den Tag und die Uhrzeit getauscht, so dass ich gleich als erste dran war – so konnte ich die anderen Lehrproben sehr genießen! Katja hingegen hatte es lieber, sich erstmal die anderen anzuschauen um sich besser auf ihre eineinhalb Stunden einstimmen zu können. Nach 10 Sekunden war jede Aufregung wie weggeblasen und so sind die eineinhalb Stunden wie im Flug vergangen. Sonntag Mittag waren wir dann alle glücklich, erleichtert und zufrieden. Das Wochenende hat mich jedenfalls mehr gelehrt, als reine Patchworktechniken! Man sieht uns die Ausgelassenheit richtig an:

Die Patchworkgilde und die Ausbildung zur Kursleiterin
Von links nach rechts: meine Wenigkeit, Silke, Katja, Laura, Peggy, Vanessa, Maren, Andrea und Martina

05/2021 – 02/2022 Zertifikatsquilt

Die Fertigung dieses 90 x 90 cm großen Quilts war ein langwieriger und anstrengender Prozess, denn von der Bewertung durch die Jurorinnen hängt schließlich ab, ob man das Zertifikat letztendlich erhält. Zunächst bekommt man direkt mit der Nachricht, dass man zur Ausbildung zugelassen wurde, das Thema mitgeteilt: “Immer kommt etwas dazwischen”. Nach einem Irrweg habe ich im Herbst 2021 dann den Neuanfang beschlossen und mich für einen Spider Web-Block entschieden, bei dem jedesmal ein Keil aus Seide dazwischen kommt. Das Maschinen-Quilting betont den Raum zwischen den Blöcken, ein Big Stitch-Quilting die Blöcke.

Fazit: So viel Freude der Entwurfsprozess eines Quilts eigentlich bedeutet, so belastend war das Arbeiten im Hinblick auf die Bewertung. Mein Dank gilt Silke von Hoffmann, die uns als Ausbildungsleitung eine gefühlte Ewigkeit begleitet hat!

Mind the (silky) Gap Claudia Itzwerth
05/2022 “Mind the (silky) Gap” Vorderseite
Mind the (silky) Gap Claudia Itzwerth
05/2022 “Mind the (silky) Gap” Rückseite

Warum ich Mitglied der Gilde bin

Ich finde es einfach großartig, Mitglied der Gilde zu sein, denn ich habe viele Frauen kennengelernt, die meine Leidenschaft für Patchwork und Quilting teilen. Und es ist bereichernd zu sehen, wie vielfältig dieses Handwerk ausgeübt wird. Der Kontakt zu Gleichgesinnten und der damit verbundene Austausch gibt dem Ganzen einfach ein Gesicht und macht mein Leben bunt. Es ist auch schön, dass das eigene Tun eine Bühne bekommt und man seine Werke anderen zeigen kann.

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